©eva beichel
Kürzlich auf einer Party wurde die Organisatorin angesprochen, ob sie ein Menschenmuffel wäre, weil sie etwas abseits des Geschehens ihr Essen genossen hatte. Sie war müde von einem arbeitsintensiven Vormittag und vom mehrstündigen Herrichten der Tische, vom Dekorieren und vom Schleppen der Getränke für die Party und wollte in Ruhe essen. Der Typ meinte, dass sie das Leben nicht ordentlich genieße so im Abseits und ihr etwas entgehe, wenn sie sich nicht unter die Menschen mischte. Das tat sie nach dem Essen dann auch und stellte fest, dass niemand mit ihr reden wollte. Erst als sie sich einen Cocktail einschenkte und vor sich hinstellte, wurde sie bemerkt. Es war, als hätte sie einen Unsichtbarkeitsmantel gelüftet und nun konnte man sie sehen. Der Cocktail war die Eintrittskarte ins gesellschaftliche Leben und es interessierte niemanden, dass sie Alkohol gar nicht mochte.
Alkohol gehört zum gesellschaftlichen Leben wie das Amen zum Gebet: bei Familienfeiern, Geburtstagsfeiern, Firmenfesten, Jubiläen, Einladungen bei Freunden, Prosecco beim Treffen mit Freundinnen, nach dem Tennismatch oder beim Aprés-Ski ein Bier usw. In einer Gesellschaft gehört man schnell zum Aussenseiter, wenn man keinen Alkohol trinkt, denn die, die Alkohol trinken, gelten als offen, anschlussfreudig und lustig. Und es stimmt ja auch, dass Alkohol die Hemmschwellen abbaut und die Zunge löst. Beides wichtige Kriterien für eine fröhliche Gesellschaft. Alkohol scheint aus einem Menschenmuffel einen Gesellschaftstiger zu machen.
Sehen wir einmal nach, wie es auf der Party weiterging:
Die Feier war in vollem Gange, laute Gespräche und Lachen überall. Der Alkohol floss viel zu reichlich in die Kehlen der durstigen Partygäste. Vier Stunden, nachdem der besagte Typ der Organisatorin nachgesagt hatte, dass sie ein Menschenmuffel wäre, erbrach er das zu viel Getrunkene vor sich auf den Boden, unfähig sich alleine auf den Füßen zu halten, geschweige denn, den von ihm verschmutzten Boden zu reinigen. Waren seine Handlungen - zu viel zu trinken, sich zu übergeben und jemanden zu zwingen ihm zu helfen - das Gegenteil von Menschenmuffel?
Ein anderer, fröhlich feiernder Partygast, ebenfalls zu viel getrunken, verschwand plötzlich unbemerkt vom Partygeschehen, fiel an einer schwer auffindbaren Stelle in einen komatösen Schlaf und löste damit eine stundenlange Suche nach ihm aus - das Gegenteil von Menschenmuffel?
Der so leichtfertig verurteilte Menschenmuffel war jener Mensch, der sich entschieden hatte trotz allen Spaßes Herr seiner Sinne zu bleiben und deshalb reinigen konnte, helfen konnte, suchen konnte. Der Menschenmuffel war sich der Gefahren von zu viel Alkohol bewusst, weshalb er nur wenig oder nichts davon trank, was zur Folge hatte, dass er nicht erbrach und auf seinen eigenen Füßen ohne Hilfe stehen konnte und kein Blackout erlitt. Der Menschenmuffel verhielt sich respektvoll seinen Gästen gegenüber, obwohl die Gäste ihm keinen Respekt zollten.
Was für eine liebenswerte Spezies der Menschenmuffel doch ist!
Lately at a party the event organizer was asked, if she was a stick-in-the-mud, because she was eating her meal secludedly from the crowd. By that time she has already been tired from a work-intensive morning and from preparing all the party stuff for several hours and just wanted a little peaceful dinner time. The guy argued, that she wasn't enjoying her life properly standing outside and she definitely would be missing the whole fun without mingling with the crowd. Which she did after her meal. And by doing so she found out, that nobody wanted to talk with her. Only when she poured herself a cocktail and put it in front of her, they noticed her presence. It was, as if she had lifted her cloak of invisibility. The cocktail was the ticket into social life and no one was interested in the fact, that she disliked alcohol completely.
Alcohol is part of social life as sure as night follows day: at family celebrations, birthday parties, company celebrations, anniversaries, invitations at friends, Prosecco at gatherings with girlfriends, a beer after a tennis match or at après-ski and so on. At social events you are quickly labeled as outsider, if you are not drinking any alcohol, because people drinking alcohol are said to be open, compatible and fun. And it certainly is true, that alcohol let people overcome their inhibitions and let them loose their tongue. Both vital criteria for a cheerful party. Alcohol seems to convert a stick-in-the-mud into a party animal.
Let's see, what happened next:
The party was in progress, noisy chattering and laughter everywhere. Immense amounts of alcohol were flowing down the throats of the thirsty party guests. Only four hours after the above mentioned guy spoke ill of our event-organizer he vomited right in front of her because of drinking way too much. He was unable to stand straight, let alone to clean the soiled ground. Drinking way too much, vomiting and forcing someone else to help him - were those the opposite of stick-in-the-mud?
Another cheerfully partying guest, likewise drunk, suddenly disappeared unrecognized by the others, passed out at a place, which was difficult to detect, and caused a search operation for several hours - the opposite of stick-in-the-mud?
It was the stick-in-the-mud, so carelessly condemned, who decided to stay in control of herself despite all the fun and therefore was able to clean, to help, to search. The stick-in-the-mud was aware of the danger of too much alcohol, which was, why she drank only little (or even nothing at all) - the effect was, that she didn't vomit, she didn't need help to keep herself standing upright and she didn't pass out. The stick-in-the-mud was respectful of her guests, although her guests didn't treat her respectfully.
What a lovable creature, such a stick-in-the mud!