Haare wachsen nicht einfach nur so vor sich hin, sondern sie haben große symbolische Bedeutung. Deswegen gibt es auch so viele Redewendungen um das Haar: Haare auf den Zähnen haben / die Haare stehen zu Berge / kein gutes Haar am anderen lassen / jemandem die Haare vom Kopf essen usw. Den Haaren werden auch Eigenschaften wie Macht, Schöpferkraft und Sinnlichkeit zugeordnet und je länger sie sind, umso mehr davon sollen sie besitzen. Z.B. lag Samsons Stärke in seiner langen Haarpracht und verschwand in dem Moment, als sie ihm im Schlaf abgeschnitten wurde. Lange Haare repräsentieren nicht nur Souveränität und Freiheit, sondern fungieren auch als Datenautobahn zwischen Gehirn und Umwelt, da sie elektromagnetische Energie binden. Daher rührt auch der Ausdruck, Haare seien Antennen.
Mit dem Abschneiden der Haare verbindet man oft neue Lebens-Abschnitte, z.B. wenn eine Partnerschaft zu Ende geht, oder auch die Aufgabe der Freiheit, z.B. der Eintritt ins Militär oder ins Kloster. Je länger das Haar umso länger die Antennen - je länger die Antennen umso stärker die Empfindsamkeit.
Die Mythen und Geschichten um Haare sind eine Sache - sie zu pflegen und gesund zu erhalten eine andere. Was die Haarpflege betrifft, so halte ich mich schon einige Jahre an die indische Tradition: Öl, Henna und so selten wie möglich waschen. Früher wusch ich meine Haare täglich, was bedeutete, dass sie abends schon wieder ungepflegt aussahen. Je öfter Haare gewaschen werden, umso mehr produzieren sie Talg, weil die Kopfhaut ständig ihrer natürlichen Schutzschicht beraubt wird. Je mehr Talg produziert wird, umso fettiger sehen Haare aus und umso öfter möchte man sie waschen. Ein Teufelskreis. Um diesen Teufelskreis zu durchbrechen, habe ich einmal die Zähne zusammengebissen und zwei Wochen lang keine Haare gewaschen, nicht einmal mit Wasser gespült. Das war wirklich eine Herausforderung und fühlte sich unangenehm an, sah auch nicht ganz so toll aus, aber anders war es nicht möglich. Die Talgdrüsen brauchen einmal die klare Botschaft, dass die Produktion gestoppt werden kann - sie brauchen Zeit zu regenerieren.
Danach habe ich die Haare vier Wochen lang nur einmal pro Woche mit einem indischen Reinigungspulver für Haare gewaschen, um meine Haare an einen neuen Reinigungsrhythmus zu gewöhnen. Für mich war das auch noch immer eine Überwindung, da ich beim Sport stark am Kopf schwitze, aber ich habe durchgehalten. Inzwischen wasche ich meine Haare zweimal wöchentlich, obwohl ich bei sommerlich heißen Temperaturen öfter am Kopf schwitze als in der übrigen Zeit. Als jemand, der regelmäßig Sport betreibt und generell viel am Kopf schwitzt, ist dieser Rhythmus für meine Haare ideal.
Der Waschrhythmus ist ein Teil der Haarpflege - die Haarpflegeprodukte ein weiterer, ganz wichtiger Teil. In Anlehnung an die Ayurveda und unter Einbeziehung des Zero-Waste-Gedankens verwende ich feste Haarshampoos mit hochwertigen Ölen zur Reinigung, ayurvedische Haaröle als Conditioner und Henna als intensive Haarpflege. Hier mein Haarpflege-Ritual:
Zweimal wöchentlich massiere ich abends reichlich Haaröl in die Kopfhaut und Haarlängen ein, flechte die Haare zu einem Zopf und gehe so schlafen. Am nächsten Tag nach dem Sport wasche ich die Haare mit meinem festen Haarshampoo zweimal, damit auch alle Reste vom Öl draußen sind. Die Haare lasse ich lufttrocknen. Einmal pro Monat trage ich einen Brei aus Pflanzen- und Hennapulver auf, lasse diesen zwei bis drei Stunden einwirken und spüle alles mit reinem Wasser gründlich aus. Danach wasche ich die Haare erst wieder nach drei Tagen, am Vorabend wie gewohnt wird das Haaröl einmassiert.
Und so dreht sich alles im Kreis. Mit diesem Prozedere hat sich meine Kopfhaut erholt, das Haarwachstum erhöht und der Haarspliss verabschiedet. Zusätzlich haben sich die Kosten für Haarpflegeprodukte reduziert, obwohl sich die Qualität drastisch gesteigert hat, und der Plastikmüll ist gegen Null gesunken. Alle haben gewonnen: die Haare, die Gesundheit, die Umwelt und die Geldtasche :-)
P.S: Falls von Interesse - meine Haare wasche ich mit dem festen Haarshampoo von Hautsinn und pflege sie mit dem Öl und Haarpulver von Khadi.
Hair doesn't just grow for itself, but it also has a serious symbolic meaning. There are so many quotes concerning hair: hair standing on end / not harm a hair on somebody's end / letting one's hair down and so on. Virtues like power, creativity and sensuality are associated with hair - and the longer the hair the more of the virtues one is said to own. For example, Samson's power was due to his long hair and vanished in the moment it was secretly cut during his sleep. Long hair not only represents sovereignty and freedom but also serves as a data highway between brain and environment, as hair has the ability to absorb electromagnetic energy. This is, why hair is called antenna.
Cutting the hair often goes along with new chapters of life, e.g. if a partnership ends, or even the loss of freedom, e.g. entering the army or a monastery. The longer the hair the longer the antennas - the longer the antennas the stronger sensuality.
Myths and stories about hair is one matter - grooming one's hair and keeping it healthy is another matter. When it comes to hair treatment, I stick to the indian tradition since a couple of years: oil, henna and washing my hair as seldom as possible. In former times I was washing my hair every day, which meant, that it looked ill-kempt by the end of the day. The more frequently I washed my hair, the more sebum was produced, because my scalp was robbed of its natural protection. The more sebum was produced, the less groomed my hair looked and the more frequently I wanted to wash it. A vicious circle. In order to break that circle I had to grit my teeth once and not wash my hair for two weeks, not even rinse it with pure water. That was definitely a challenge and felt uncomfortably and it didn't look great at all, but I had not other option. The oil glands needed to get the clear message, that they could stop production - they needed time to regenerate.
After that period I washed my hair once a week with an indian washing powder in order to accustom my hair to a new washing rhythm. This was still a challenge, because I usually sweat a lot at the head during sports, but I persevered. By now I wash my hair twice a week, although I sweat a lot at the head during those hot summer periods. Although I do regularly sports accompanied with lots of sweating at the head as well, this rhythm seems to be ideal for my hair.
The washing rhythm is one part of hair care - the hair care products is another very important one. Based on Ayurveda and including the thought of zero waste I use solid shampoos with high-quality oils, ayurvedic oils as conditioner and henna for intensive hair care. Here comes my hair care ritual:
Twice a week I generously rub the ayurvedic hair oil into my hair, plait my hair and go to bed like this. The next day after sports I wash my hair twice with a solid shampoo, so all the oil is washed out thoroughly. I let my hair air-dry. Once a month I put on a paste of henna and other plants, let it sit in for two to three hours and rinse my hair with pure water, until all pulp is completely gone. Three days later I wash my hair, having put in the hair oil the night before.
Everything goes round in circle. With this procedure my scalp regenerated, my hair growth was increased and split ends vanished. In addition to that the expenses for hair care products decreased, although the quality increased dramatically, and plastic waste dropped nearly to none. A win-win all along the line: for my hair, for my health, for the environment and for my wallet :-)
P.S: If interested - I wash my hair with the solid shampoo by Hautsinn and treat my hair with the hair oil and henna by Khadi.