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Rot und Blau / red and blue

©eva beichel

Ich glaube, jedes Kind spielt gerne mit Knetmasse. Ich auch. Nach einiger Zeit stellt man allerdings fest, dass die Farben nicht mehr die ursprünglichen sind, irgendwann wird alles eine Einheitsfarbe, weil sie alle miteinander vermischt wurden. Was einmal rot und blau war, ist nun violett. 

Das ist das Bild in meinem Kopf, wenn ich von individuell bleiben in einer Partnerschaft rede. Jeder ist zu Beginn einer Partnerschaft einzigartig, was ihn sicher so begehrenswert für den anderen macht. Die/der Andere hat etwas, was ich nicht habe - was sich zuerst wie eine wohltuende Ergänzung anfühlt, wird später oft zum Reibungspunkt. Manche lösen diese Situation gerne, indem sie sich dem Partner/der Partnerin anpassen aus Angst vor Verlust oder Konflikt. Das nennen sie dann Kompromiss, ich nenne dieses Verhalten Selbstverleugnung. Und das holt dich früher oder später ein, denn wer kann ein Leben lang unterdrücken, was ihn wirklich ausmacht? Ein Kompromiss ist das aufeinander Zugehen aus zwei unterschiedlichen Richtungen und zwar solange, bis beide damit zufrieden sind. Wenn nur einer in die Ecke vom anderen marschiert, ist das kein Kompromiss. Es ist auch kein Kompromiss, wenn beide etwas durchsetzen, was dem anderen nicht gefällt, denn auch das wird irgendwann zum Streitpunkt. Wenn einer das Sportauto bekommt und der andere dafür den Hund, wird der eine über das Sportauto meckern, wann immer es etwas zu transportieren gibt, das da nicht hineinpasst, und der andere wird sich bei jeder Urlaubsplanung über den Hund auslassen, weil auf diesen Rücksicht genommen werden muss. Das sind also keine Kompromisse sondern vorprogrammierte Reibungspunkte. 

Manche lösen das Thema der Individualität in einer dauerhaften Partnerschaft mit dem Trennen der Güter. Meinem Gefühl nach wird hier Unabhängigkeit mit Individualität verwechselt. Wenn ich mein Essen selbst bezahle, wir aber hauptsächlich in jenen Lokalen essen, die dem anderen gefallen, bin ich dann ein wertgeschätztes Individuum oder ein angenehmer Begleiter? Ein Paar muss sicher nicht bei jedem Detail um einen Kompromiss ringen, denn zum Glück ist nicht jedem in einer Partnerschaft alles gleich wichtig. Bei jenen Punkten allerdings, wo wir einen Widerstand in uns spüren, müssen wir uns zusammensetzen und diese Widerstände auf den Tisch legen und solange gemeinsam Lösungen suchen, bis beide Seiten vollkommen zufrieden sind. Auch wenn dabei ein Streit entsteht - das darf sein. Punkte, die jedem wichtig sind, gibt man nicht gerne einfach so auf - jeder will verstanden und gehört werden und oft liegt in dieser anfänglichen Uneinigkeit, in dieser Individualität, die Gemeinsamkeit. Wenn wir dem anderen die Chance geben, das Thema aus unserem Blickwinkel mit unseren Erfahrungen zu betrachten, hat die/der andere die Möglichkeit unsere Individualität zu respektieren und in ihre/seine Überlegungen miteinzubeziehen. Wir werden in unserer Einzigartigkeit geschätzt und geliebt. Und wir brauchen uns später nicht die Frage stellen: wo habe ich aufgehört Ich zu sein und angefangen im Wir zu verschwinden?

Im Laufe einer Beziehung lernen wir nicht nur unsere Partnerin/unseren Partner kennen sondern vor allem auch uns selbst. Wenn wir zuallererst ehrlich zu uns selbst sind, definieren wir uns immer besser und suchen die Gründe für unser Verhalten in uns und nicht beim Gegenüber. Wir sind somit ein eigenständiger, eigenverantwortlicher Mensch, ein einzigartiges Individuum, das in einer Partnerschaft sich selbst genauso wahrnimmt wie seinen Partner/seine Partnerin. 

Aus der Serie "Modern Family" zitiere ich einen Gedanken, der das Wachstum des Individuums in einer Partnerschaft gelungen beschreibt: 

"Wir suchen uns unsere Partner gemäß den unerlösten Dingen aus unserer Kindheit aus. Sie beherbergen die Qualitäten, die wir uns für uns selber wünschen. Indem wir uns so herausfordernde Partner aussuchen, legen wir den Grundstein für unser eigenes Wachstum."

I believe each child likes to play with modeling clay. Me too. After a while you realize, that the former colors have changed into one uniform color, because everything has been mixed together. What was once red and blue, is now violett.

That is the picture I have in my head, when I talk about individuality in a partnership. Each one is unique at the beginning of a partnership, which makes him or her so attractive for the other one. The other one has got something I lack - a pleasant completion at first, later on the cause for friction. Some like to deal with it by adapting to the partner's preferences, because they are afraid of loss or conflict. They call it compromise, I call it self-denial. And this will get to you sooner or later - who can suppress his or her personality for a lifetime? A compromise means approaching each other from two different directions and finding one way, that makes both happy. If only one joins the other one in his or her corner, that's not a compromise. It's also not a compromise, if both get to do a thing, of which the other one disapproves, because that will be an issue some day. If one gets to get a sports car and the other one a dog instead, the one will complain about the car the moment something big needs to be transported and the car is too small, and the other one will pout every time they plan holidays, because the dog needs to be taken into consideration. Such as are no compromises but inevitable friction points.

 

 

 

 

 

Some solve the thing about individuality within a serious partnership by separate estates. To me individuality might be mistaken with independence. If I pay for myself and we mainly eat in restaurants the other one likes, am I an appreciated individual or a pleasant companion? A couple doesn't have to compromise on every little detail for sure, because not everything is as important to each of them, fortunately. Anyhow, if we feel a resistance inside of us, we need to get together and search for satisfying solutions. Even if it ends up in an argument - this is ok. No one likes to give up his or her position, if it's important to him or her - everybody wants to be understood and heard. Often the solution is in this initial disagreement, in this individuality. If we give the other one the chance to look on the issue from our point of view and with our experiences and background, the other one has the possibility to respect our individuality and take it into consideration. Being unique we are appreciated and loved. And later on we don't have to ask the question: Where did I stop being myself and got lost in us? 

During a partnership we don't only get to know our partner but especially ourselves. If we are foremost honest to ourselves, we will define ourselves better and better and we will not search for the reasons for our behavior within our counterpart but within ourselves Like this we are a self-sufficient, self-reliant person, a unique individual,  who is aware of him- or herself as well as his or her partner. 

 

 

 

 

 

A quote by the series "Modern Family" describes the character of growing as an individual in a partnership in a fantastic way:

"We choose our partners for the unfinished business of our childhood. They manifest the qualities we wish we had. In choosing such a challenging partner we prepare the ground for our own growth."