©evabeichel
Im Herbst, dem Metallelement der TCM, sehen wir am Beispiel der Natur, wie loslassen funktioniert und welche Notwendigkeit dieser Vorgang für die Gesundheit und den Fortbestand der Natur darstellt. Würde sich der Laubbaum nicht seiner Blätter entledigen, bekäme er große Nöte im Winter, wenn der Schnee seine Äste aufgrund größerer Angriffsflächen zu Boden drückt oder gar unter dem Gewicht abreißt. Bei einem verfrühten Wintereinbruch gerade in höheren Lagen fordert der Schnee viele Baumopfer. Indem der Baum die Versorgung seiner Blätter im späteren Verlauf des Herbstes einstellt, zieht er die Lebensadern für die Blätter von der Peripherie zurück, sie fallen ab und gleichzeitig schützt er sich so vor den Schäden des Frostes.
Im Gegensatz zur Natur fällt den meisten Menschen etwas oder jemanden loszulassen äußerst schwer. Wir sammeln und sammeln an und definieren unseren Wert über Besitz. Dabei geht es uns oft nicht um Qualität sondern um Quantität: für jeden Tag des Monats ein anderes T-Shirt vom Textildiscounter, die zehnte Kuscheldecke vom schwedischen Möbelhaus, fünfhundert Bücher im Regal, zehn Kilo eingefrorenes Schweinefleisch von der letzten Supermarktaktion, Dekorationsgegenstände für Fasching, Ostern, Frühling, Sommer, Halloween, Advent, Weihnachten, Neujahr. Ich denke mir oft beim Blick durch unser Haus, dass ein Wohnungswechsel eine gräßliche Schinderei von Dingen einpacken und aussortieren nach sich ziehen würde und frage mich, wie es passieren konnte, dass sich soviel angesammelt hat. Was sich während eines Lebens ansammelt, spiegelt unterschiedliche Bedürfnisse wider: Sicherheit, Geborgenheit, Belohnung, Anerkennung, Zufriedenheit usw. Wenn diese Bedürfnisse nicht in zwischenmenschlichen Kontakten befriedigt werden, kompensieren wir ihre Nichterfüllung mit Konsum, leider viel zu oft mit zu großen Mengen von zu geringer Qualität. Diese Art von Minimalismus, d.h. der Verzicht auf Qualität, Wertschätzung und Respekt bei der Erzeugung und dem Erwerb eines Gegenstandes, macht uns innerlich leer trotz der Fülle an Dingen.
Echter Materialismus hingegen legt Wert auf die Qualität des Materials, auf die Arbeitsleistung während des Entstehungsprozesses, auf die Schonung der Ressourcen, auf die wertschätzende Entlohnung und auf die nachhaltige Freude, die der Gegenstand in unserem Leben bewirkt. Stellen wir uns einen Kleiderschrank vor, in dem nur Lieblingsstücke hängen! Nie mehr die Frage "Was ziehe ich heute an", denn egal, was ich herausnehme, es handelt sich immer um ein Lieblingsstück, das zu jedem anderen Lieblingsstück passt. Jeden Tag die Lieblingskleidung tragen, das Lieblingsessen essen, in der Lieblingsdecke kuscheln, das Lieblingsbuch an Freunde verleihen, mit dem Lieblingsgeschirr kochen. Sich nur mit Lieblingsdingen umgeben macht uns frei von Nöten (oder Kompromissen), gibt dem Wort Materialismus ein völlig anderes Gesicht. Wert legen auf Wert, auf das Material und die damit verbundene Leistung. Sich befreien von Ballast und behalten, was jeden Tag dauerhaft Freude bereitet.
Eine fantastische Übung ist es, sich vor den Kleiderschrank zu stellen und zu überlegen, was man in den vergangenen zwölf Monaten kein einziges Mal getragen hat. Dasselbe funktioniert übrigens mit allen Schränken: Küche, Bad, Abstellraum - was habe ich ein Jahr lang nicht angefasst? Was habe ich vollkommen vergessen, dass es in meinem Besitz ist? Was hebe ich nur auf "für alle Fälle"? Welches Buch habe ich nur einmal gelesen und es auch noch nie an Freunde verliehen?
Andersherum gefragt kann das heißen: Was ziehe ich am liebsten an? Aus welchem Geschirr esse ich gerne? In welchem Raum halte ich mich am meisten auf? Welche Bücher lese ich immer wieder? Was bereitet mir Freude, so oft ich es sehe oder anfasse?
Wer sich Stück für Stück an diese Fragen heranwagt und sie langsam angeht, wird feststellen, wie befreiend weniger Ballast ist und wieviel Freude das bereitet, das übrig bleibt. Der Herbst unterstützt das Loslassen und das Reduzieren auf das Wesentliche. Während im Frühling gereinigt und entstaubt wird, befreit der Herbst von der Schwere unnötigen Ballasts für wahre Freude und Zufriedenheit. Dabei geht es nicht darum, soviel wie möglich rauszuwerfen, sondern das zu behalten, das mich glücklich macht. Fünfhundert Bücher können Ballast bedeuten, wenn sie ungenutzt in Regalen stehen ohne wieder angefasst zu werden, außer beim Staub wischen. Dieselben Bücher können Glückseligkeit bringen, wenn der Besitzer sie verleiht und mit anderen Menschen darüber ins Gespräch kommt.
Was macht mich wirklich glücklich? Eine so einfache Frage und doch ist die Antwort darauf nicht immer leicht oder eindeutig. Um diese Haltung des Glücks zu trainieren, ist der Herbst mit seiner natürlichen Art Ballast loszulassen eine wundervolle Zeit. Als Anregung eine großartige Dokumentation:
According to the Traditional Chinese Medicine autumn is assigned to the element metal and nature shows us, how letting go works and how important this mechanism is for health and continuity. If the tree wouldn't shake off its leaves, it would be in great danger, as soon as the snow would pull the branches to the ground due to larger contact surfaces or branches might even break under the heavy weight. In higher reaches of the Alps many treas fall victim to early onsets of winter just because of that particular fact. By cutting off the supply of its leaves by the end of autumn a tree ensures, that the leaves fall off and at the same time it protects itself of the damages of frost.
Unlike nature people have a hard time to let somebody or something go. We gather and accumulate and define ourselves by our possessions. Often it's not quality, that counts but quantity: for each day of the month a different shirt of the discount clothing store, the tenth cozy blanket of the Swedish furniture store, five hundreds of books on the shelf, ten kilos of frozen pork from the latest supermarket sales offer, decoration for carnival, Eastern, springtime, summer, Halloween, advent, Xmas and New Year. When looking around our house, I often think, that a relocation would cause a tremendous amount of packing and sorting things, and I wonder, how it came, that I gathered so much stuff. All the stuff people collect through a lifetime reflects various needs: security, reward, appreciation, satisfaction and so on. If such needs are not satisfied by interpersonal relationships, we tend to compensate those by consumption, unfortunately too often by consuming too much of poor quality. This kind of minimalism, meaning the lack of quality, appreciation and respect during production and consumption of a product, lets us unfulfilled despite of the abundance of things.
However real materialism sets a high value on quality of materials, of manpower during construction, on protection of resources, on fair wages and on sustainable pleasure this object brings into our lives. Imagine a closet full of favorite clothes! Never ever the question "What will I wear today", because no matter what I choose, it will always be a favorite item matching with any other favorite item. Every day wearing favorite clothes, eating favorite food, nestling down in the favorite blanket, lending the favorite book to friends, cooking with the favorite dishes. Surrounding ourselves with only favorite items frees us from sufferings or compromises and brings a different meaning to materialism. Setting value on value itself, on the material and on manpower. Getting rid of dead weight and keeping, what brings permanent pleasure every day.
It's a useful exercise to look into the closet and have a look at clothes, which you haven't been wearing a single time during the past twelve months. The same principle works on any closet in your home: kitchen, bath, storage - which things did I not touch for at least a year? Are there any things, of which I have completely forgotten? What do I only keep "just in case"? Which book have I been reading only once and not lent it to friends once?
It may help the other way around: Which clothes do I love to wear the most? From which dishes do or would I like to eat? In which room do I feel the most comfortable? Which books do I read all over again? What brings me joy, whenever I see or touch it?
If you dare to ask and solve these questions one at a time, you will find out, how freeing less weight might be and how much joy you will gain of anything that finally lasts. Autumn supports the process of letting go and reducing to the essentials. While springtime is the time of cleaning, autumn is the time of getting rid of heavy weight to generate tru pleasure and satisfaction. It is not the purpose of throwing away as much as possible, but of keeping what makes you happy. Five hundreds of books may mean weight, if they are kept unused on the shelves only to be dusted once every time. But the same books may represent bliss, if the owner shares them with others.
What makes me really happy? Such a simple question and yet the answer is not always simple and clear. Autumn is a wonderful time to practice this attitude of happiness, as in this season getting rid of weight comes naturally. Maybe the following documentation might be a great suggestion: